Das Simileprinzip in Medizin und Forschung

 

Similia similibus curentur

Ähnliches kann durch Ähnliches geheilt werden

Die Entdeckung des Ähnlichkeitsprinzip wird dem bis heute wohl bedeutendsten Arzt der Antike zugeschrieben – Hippokrates von Kos. [1]

Paracelsus greift diese Beobachtung fast 2 Jahrtausende später auf und schreibt: „Ähnliches wird durch Ähnliches behandelt und nicht Gegensätze durch Gegensätze.“ [2]

Similia similibus curentur

 

Die Ähnlichkeitsregel als atomares Wirkprinzip in der Schulmedizin

Das Ähnlichkeitsprinzip wird auch in der Schulmedizin genutzt, ohne dass es bewusst so benannt wird. Bahnbrechend hierfür war die Entdeckung von Edward Jenner. Um die Menschen gegen die Pocken zu impfen, verabreichte er ihnen den Erreger in ähnlicher, abgeschwächter Form. Seither werden bei jeder Impfung genau die Krankheitserreger in abgeschwächter Form injiziert, gegen die eine Immunität erreicht werden soll. Nahezu jede Impfung funktioniert nach diesem Grundsatz der sogenannten Adaptiven Immunantwort: Der Körper lernt, sich an ein gefährliches Agens zu adaptieren, indem er eben diesem Agens in abgeschwächter Form ausgesetzt wird. Gegen Diphterie impft man mit deaktivierten Diphterie- und gegen Tetanus mit deaktivierten Tetanus-Toxoiden. So ist die früher alltägliche schwere Behinderung von Kindern durch Polioviren selten geworden. Eine der großen Plagen der Menschheit, die entsetzliche Pockenseuche ist mittlerweile tatsächlich „ausgestorben“.

Auch die zunehmend eingesetzte Hyposensibilisierung gegen Allergien basiert auf diesem Wirkprinzip. Der Patient wird in steigenden Dosen dem materiellen Agens ausgesetzt, das seine Krankheit ausgelöst hat. Viele Schulmediziner glauben dennoch bis heute, aufgeklärte Ärzte müssten sich von der Ähnlichkeitsregel als einem möglichen Heilungsprinzip distanzieren. Offenbar ist vielen Therapeuten bislang nicht bewusst, dass sie selbst neben dem allopathischen Wirkprinzip ebenso den Grundsatz similia similibus curentur in ihren Verordnungen täglich verantworten.

 

Das mentale Simileprinzip in der Psychotherapie

Auch die moderne Psychotherapie nutzt das Simileprinzip zur Heilung. Während die Schulmedizin das Ähnlichkeitsprinzip handfest materiell zuführt, appliziert die Psychotherapie das Ähnliche mitunter mental, zum Beispiel um Angstpatienten zu heilen:

Betroffene können – von sich steigernden Panikattacken übermannt – oft keinen ´normalen Alltag´ mehr leben. Zuerst stark verdünnt, dann immer höher dosiert, werden die Klienten in einem geschützten Rahmen den Angstauslösern wieder und wieder mental exponiert. So lernt die Psyche stufenweise, mit ihnen geistig und emotional steuernd umzugehen.

 

Das Simileprinzip in der homöopathischen Anamnese und Therapie

Samuel Hahnemann hat in exakt dokumentierten empirischen Fallverläufen der Patienten die heilende Wirkung von homöopathischen Substanzen genau beobachtet und dokumentiert. Knapp gefasst entdeckte er: Symptome, die durch eine bestimmte Substanz beim Gesunden ausgelöst werden, können bei Menschen, deren Erkrankung ähnliche Symptome zeigt, mit dem homöopathischen Mittel aus genau dieser Substanz geheilt werden. [3]

Die Grundlagenforschung zur Homöopathie deutet darauf hin, dass über Feldwirkungen  und Resonanzphänomene Heilung ausgelöst werden kann:

 

Das Simileprinzip in der Forschung:

Spannend zu dem Prinzip Ähnliches kann durch Ähnliches geheilt werden,

ist die Grundlagenforschung von dem Utrechter Professor Roeland van Wijk

Im folgenden Abstract wird sie knapp zusammengefasst:

„Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche homöopathische Behandlung ist die Anwendung des Simile-Prinzips. An der Fakultät für molekulare Zellbiologie, Universität Utrecht, wurden vor kurzem erstmals die elementaren Mechanismen der Simile-Wirkung an Zellkulturen experimentell aufgezeigt. Toxische Substanzen haben in hohen Konzentrationen eine Störung der Zellregeneration zur Folge. Die Ergebnisse der Zellexperimente zeigen, dass eine Nachbehandlung mit dem gleichen, aber niedriger dosierten Zellgift die Bildung der sogenannten Reparaturproteine sprunghaft ansteigen läßt, während diese subtoxischen Dosen auf gesunde Zellen keinerlei Einfluss haben. Der beobachtete Effekt ist spezifisch für das schädigende Agens. Durch unsere Untersuchungen konnten die empirisch bewährten Grundlagen der Homöopathie auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt und in einen Kontext mit der derzeitigen biomedizinischen Forschung gebracht werden.

Wiegant, R. van Wijk

Anmerkungen:

Homöopathie in der aktuellen Forschung – Simile-Prinzip experimentell bestätigt

[1] Hippokrates von Kos 460 v. Chr. – um 370 v. Chr. – vergleiche dazu Matthias Dorcsi: Homöopathie heute. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1996.

[2]  Paracelsus – Theophrast von Hohenheim (1493–1541), – vergleiche dazu Robert Jütte: Simile-Prinzip. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. de Gruyter, Berlin/ New York 2005, ab Seite 1332

[3]   Samuel Hahnemann, 1755-1843, Arzt und Forscher war der Begründer der Homöopathie